Autor: G Corleone

  • „Schmerzlich erinnert die ausgerechnet auf der Titelseite deplazierte Lyrik an die Zirkel der schreibenden Leunawerker, nur, daß es ihr am sozialistisch-optimistischen Grundtenor jener Zeiten gebricht.“

  • Gandolfini.

    Seit mittlerweile dreizehn Jahren konsumiere ich die richtig guten Fernsehserien wie es Weinliebhaber mit edlen Tropfen machen. Sie geniessen ihn in Maßen. So wie auf ein Glas Wein nicht sofort zwölf weitere folgen sollten, läuft bei mir nach einer Serienepisode die nächstfolgende niemals im Anschluss, bevor sie nicht ausreichend Zeit hatte, um in Würde zu sacken.

    Schuld an diesem anachronistisch anmutendem Ritual sind die Sopranos, beziehungsweise das ZDF, dessen Programmplaner um die Jahrtausendwende noch die Macht in ihren Händen hielten, um Serienfans am langen Arm verhungern zu lassen, bis kaum noch Zuschauer übrig waren. Als die DVDs kamen (nach Staffel 3 ward von den Sopranos nie wieder etwas im Free-TV gesehen), kurz darauf all die Download- und Streamingmöglichkeiten, vermochte selbst die nahezu Realtime-Verfügbarkeit von TV-Serien bis heute nicht, meine Gewohnheit zu ändern:

    Eine gute Episode muss sacken.

    Selbst dann, wenn die komplette Staffel von der Platte lacht. Das ist auch der Grund, warum ich mit dem heissen Scheiss kaum noch hinterherkomme.
    Mich fröstelt’s bei dem Gedanken, HBO-Serien während des Frühstückens, von Iframes umwildert, in der U-Bahn auf dem Smartphone oder kurz vor dem Einschlafen ansehen zu müssen.

    Ihr könnt Euch also gut vorstellen, wie viel Zeit ich mit Tony Soprano auf dem grossen Bildschirm verbracht habe. Im Original mit Untertiteln. Am Ende, nach der 86. Episode, hat Tony die meisten seiner Feinde und Familienmitglieder (BEIDER Familien) überlebt.
    Doch James Gandolfini ist gestorben. Sechs Jahre danach.

    Ein ausufernder Blogartikel – über die Festlegung auf die Rolle seines Lebens, darstellerische Fähigkeiten, zerplatzte Träume von einer Kinofortsetzung, die Enten, die neue geplante Miniserie oder seinen Auftritt in der Sesamstrasse – hätte am Ende doch nur eine Quintessenz enthalten: Selten hat mich die Nachricht vom Ableben einer berühmten Persönlichkeit betroffen hinterlassen, und noch seltener so anhaltend bewegt, dass ich von diesem Zustand auch nach Tagen ehrlich beeindruckt bin.

    Ein Bekannter zeigte sich überrascht davon, dass es die Meldung vom Tod eines “Serienschauspielers“ bis in die Tagesschau gebracht hat. Da hatte er die Serie noch nicht gesehen, demnächst wird er das vermutlich nachholen, die Sopranos stürmen ja im Moment sämtliche Downloadcharts.

    James Gandolfini,

    Stop.

    Disclaimer: Logisch habe ich LOST bis tief in die Nacht weggeknallt, bis nichts mehr davon übrig war.

  • Der arme Captain Kirk wird für den Rest seines Kinodaseins nicht mehr die wenigen Meter von der Ausstiegsluke seiner Enterprise bis zum nächstgelegenen Deli zurücklegen können, ohne sich gegen

    • ein riesiges Tier,
    • entehrte Klingonen,
    • tödliche Strahlung,
    • Sherlock Holmes,
    • um die Ecke biegende Faustkampfmeister,
    • computergesteuerte Schiess/Schneide/Hieb/Hebelgeräte,
    • übergelaufene Sternenflottenadmiräle,
    • vom Himmel fallende Raumschiffe,
    • komplexbehaftete Romulaner,
    • einsturzgefährdete Gebäude,
    • bösartige Doppelgänger aus Paralleluniversen,
    • Pon Farr-geplagte Vulkanier,
    • aus der Bahn geratene Asteroiden/Androiden,
    • tollwütige Tribbles oder
    • Abmahnanwälte

    verteidigen zu müssen.

    In 3D.