Ein bewegtes Bild und seine Geschichte.

Am ersten Tag fährst du vorbei und denkst: ‚Jawoll, Fehler in der Matrix‘.

Am zweiten: ‚Wenn jetzt noch der letzte Buchstabe in der oberen Reihe ausfällt, dann haben wir den Salat‘.

Am dritten überlegst du, wie es wäre, mit einem Stein nachzuhelfen.

Am vierten Tag freust du dich darüber, dass in diesem Jahr kein Schwein mehr defekte Röhren auswechseln wird. Weil vor Weihnachten alle ihren Resturlaub abfeiern und längst stumpf vom vielen Glühwein sind.

Am fünften Tag möchtest Du anhalten und ein Foto machen, doch dann funktioniert die verdammte Reklame auf einmal wieder.

Am sechsten Tag auch.

An Tag Sieben siehst du schon von Weitem das Flimmern, parkst ein, wirfst beide Handschuhe ab, zauselst die Kamera hervor und …
… dann funktioniert die verdammte Reklame auf einmal wieder.

Und nun stehst du hier.
Während der kalte Wind weht und deine Finger nur noch nach Hause wollen.
Schaust auf die antiken Einkaufswagen, Marke Neunziger, zu denen man sich hinunterbücken muss, um Waren hineinzulegen. Erinnerst dich daran, wie eine Bekannte hier einst ihr BAföG aufpeppen musste, in der Flaschenannahme. Richtig: Flaschenannahme! Herrje, wie lange lebst du eigentlich schon in dieser Stadt? Noch bevor du nachrechnen kannst, rauscht ein Mann im Rollstuhl vorüber. Der Gute hat keine Beine mehr. Du hast ihn schon oft am Strassenrand sitzen sehen, wie er so mit einer Flasche auf dem Schoß den Autos hinterherschaut. Ob er wohl auch diesen einen Typen kennt, der sich ab und zu im Freisitz des um die Ecke gelegenen Cupcake-Lädchens platziert und den Club der jungen Mütter verschreckt, indem er wirres Zeug brüllt?

Plötzlich beginnt die Leuchtreklame zu flackern, du drückst den Auslöser und hältst für sieben Sekunden den Atem an.

Film ab.